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"Durchgeknallt" - Das Radioprojekt für Psychiatrieerfahrene

Das Radioprojekt "Durchgeknallt" war die bundesweit erste Sendung von und für Psychiatrieerfahrene und ist seit April 1998 beim Nürnberger Lokalsender Radio Z zu hören.
Gemeinsam mit dem Selbsthilfeverein „Pandora“ initiierte IMEDANA e.V. das ungewöhnliche Projekt. Zur Gründung der Radioredaktion fand sich zunächst eine Gruppe von Leuten mit unterschiedlichen Biografien zusammen, die jedoch alle Erfahrungen mit dem Stigma "psychisch krank" gemacht hatten.
Die IMEDANA-MitarbeiterInnen leiteten die Redaktion an, vermittelten die Grundlagen des Radiomachens und begleiteten zu den Radioaufnahmen in der Psychiatrie. Inzwischen hat sich "Durchgeknallt" als selbständige Redaktion bei Radio Z etabliert und ist regelmäßig zu hören.

Radiomachen als Chance

"Radio colifata ist für mich ein Schritt in die Freiheit", erklärt einer der Mitarbeiter des argentinischen Radios in der psychiatrischen Klinik. "Was liegt näher, als eine konstruktive Umgangsweise damit zu finden", sagt Anja von "Durchgeknallt" in Nürnberg, über ihre Motivation, sich am Radioprojekt von Psychiatrieerfahrenen zu beteiligen.

Ein Bericht über ein argentisches Radioprojekt in der Psychiatrie mit dem Namen "Radio colifata“ gab für Imedana der Anstoß, das Radioprojekt "Durchgeknallt" zu initiieren. In Zusammenarbeit mit Radio Z konnte die Idee praktisch umgesetzt werden.
Am 9. April 1998 ging "Durchgeknallt" zum ersten Mal auf Sendung, zwar nicht in der Psychiatrie, aber produziert von Menschen mit Psychiatrieerfahrungen.

Anja, eine der RedakteurInnen zu den Anfängen:
"...dass die Redaktion "Durchgeknallt" noch Interessierte sucht, die Lust haben, mitzumachen und Erfahrungen in der Psychiatrie gemacht haben", las ich im "Info-Blatt Psychiatrie". "Na, warum eigentlich nicht?", dachte ich mir, denn Erfahrungen als Patientin hatte ich machen müssen - weiß Gott!
Einst eingewiesen, weil ich dringend therapeutische Unterstützung zur Aufarbeitung meiner von Gewalterfahrungen geprägten Kindheit benötigte, wurde ich dort konfrontiert mit erneuter Machtausübung, nunmehr durch Ärzte und Pflegepersonal, Therapeuten. Drei Jahre lang aus dem Leben herausgerissen und stattdessen Zwangsmaßnahmen, Einschränkungen wie Ausgangssperre, Medikamente, die die Selbstheilungskräfte lähmen, Therapien, die eindeutig alles verschlimmerten und um mich herum immer PatientInnen, denen es oft nicht anders ergangen war. Gleich schwer wie das Ausharren dort in den Kliniken war das Wiedereinfinden in das "normale" Leben draußen, fern dieser Käseglocke "Psychiatrie" nach dieser langen Zeit. Drei Jahre lassen sich aus dem Lebenslauf nicht streichen und erst recht nicht aus dem Gedächtnis ... was liegt dann näher, als eine konstruktive Umgangsweise damit zu finden?
Die Redaktion "Durchgeknallt" bei Radio war dann eine Aufforderung, diesen Erfahrungen wenigstens nachträglich Sinn zu verpassen. Mir gefällt sehr gut, mit KollegInnen dort zusammenzuarbeiten, denen es auch ein Anliegen ist, Brenn- und Streitpunkte der Psychiatrie kritisch und differenziert zu beleuchten. Es entstanden Beiträge durch zusammengetragene Erfahrungen über Zwangsmaßnahmen - wie Fixierung, über Psychopharmaka pro und contra - die den Aufklärungsbedarf der Öffentlichkeit so gut wie möglich abdecken, denn Vorurteile durch Unwissenheit über das Territorium der „Ver-rückten" sind weit verbreitet, wie wir bei unseren Straßenumfragen stets aufs Neue erleben müssen. Anstatt mich - stigmatisiert durch diese Karriere - verstecken zu müssen, habe ich durch die Sendung "Durchgeknallt" eine Umgehensweise mit diesen schwierigen Themen finden können, die sich meiner Meinung nach "hören" lassen kann und insbesondere auch s o l l: viel zu selten haben Betroffene eigens solchen Freiraum, in dem Kritik geäußert und Alternativen vorgeschlagen werden dürfen."