"Schade, ich würde so gerne noch zuhören ..."

Die Nürnberger Zeitzeugin Eva Rößner zu Besuch in der Hauptschule Hummelssteiner Weg

Die Schülerinnen und Schüler aus der Klasse 8d hatten von Eva Rößner bereits bei einem Stadtrundgang im Dezember letzten Jahres durch Erzählungen und Fotos gehört. Deswegen erkannte eine Schülerin aus der Klasse die alte Dame, als sie wartend im Schulhof stand. Sie begleitete die Zeitzeugin in ihr Klassenzimmer.

Die SchülerInnen hören aufmerksam zu ...

Eva Rößner hatte viel zu erzählen über ihre Familie und die Verfolgung im Nationalsozialismus. Nach den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 galt Eva selbst als "Mischling". Sie hatte einige alte Dokumente aus ihrem Leben mitgebracht, die sich die SchülerInnen näher ansehen konnten.

SchülerInnen schauen sich die alten Dokumente an ...

Die Klasse hatte zusammen mit ihrer engagierten Lehrerin Gerda Reuß einen langen Fragekatalog zusammengestellt: "Was ist mit ihrer Mutter und ihrem Vater passiert?", wollten sie wissen.

Interessiert schreiben sich die SchülerInnen einzelne Daten und Informationen auf ...Beide Eltern waren schon vor 1933 im kommunistischen Widerstand gegen die Nazis aktiv. Ihr Vater musste deswegen – auch weil er aus einer jüdischen Familie kam, – an Ostern 1933 die Familie verlassen und ins Exil gehen. Da hat Eva ihren Vater das letzte Mal gesehen. Er starb 1942 in England an TBC.

Ihre Mutter wurde 1933 verhaftet. Eva war sieben und ihr Bruder drei Jahre alt. Für Eva war das eine furchtbare Zeit. Sie hat damals viel geweint. Das haben ihre Großeltern erzählt, bei denen sie wohnte.

Durch die Verhaftung ihrer Mutter wollte man ihren Vater erpressen. Er sollte sich den Nazis stellen. Doch die Eltern ließen sich scheiden. Das war gezwungenermaßen, denn nur so wurde die Mutter aus dem Gefängnis entlassen.

Die Frage, "was haben Sie sich damals am meisten gewünscht?" hat Eva Rößner ganz spontan beantwortet: "Dass dieser Alptraum endlich aufhört."

Eva hat in der Nazi-Zeit nicht nur ihren Vater, sondern auch beide Großeltern verloren. Sie wurden von den Nazis ermordet, weil sie jüdisch waren.
Auch ihr nichtjüdischer Großvater hat die Zeit nicht überlebt. Ihre gesamte Familie wurde ständig von der Gestapo* überwacht. So wurde ihr Opa erwischt, als er fremde Radiosender gehört hat. Das war verboten. Er kam ins Gefängnis, wo er starb.

Eine Schülerin überreicht Eva ein kleines DankeschönDie Schulstunde ist schon längst vorbei und auch zur Pause hat es schon lange geläutet, doch die SchülerInnen sitzen immer noch um die Tische herum: "Schade, ich würde so gerne noch zuhören ...", sagt der eine. Doch die nächste Unterrichtsstunde bricht an und Eva bekommt als Dank eine kleine Blume überreicht.

 

 
* Gestapo: Abkürzung für Geheime Staatspolizei in der NS-Zeit von 1933-45.

 

Hauptschule Hummelsteiner Weg
Klasse 8d
am 03.03.08

 

Ein Projekt von Imedana e.V.